Tische, wieso ausgerechnet Tische?

Es muss daran gelegen haben, dass Ulf Geyersbach in seinem anderen Leben als Lektor und Buchautor verdammt viel Zeit an diesen Dingern verbracht hat. Romane hat er geschrieben, Sachbücher und Bildbände – da kommt viel an zahlreichen Tischen verweilte Lebenszeit zusammen. Den ersten Tisch hat er im Keller eines Altberliner Mietshauses gebaut. Es war um das Jahr 2010. Eine gebraucht erworbene Tischkreissäge und ein Handhobel waren seine Zeugen. Das Material stellte ein abgebrochener Schuppen dar, aus Fürstenwalde in Brandenburg.

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Ulf Geyersbach

Von da an schrieb er vormittags und baute am Nachmittag Tische. Das geeignete Baumaterial containerte Geyersbach auf seinen Kiezspaziergängen, schließlich braucht der Kopf von Zeit zu Zeit frische Luft. Das meiste Holz transportierte er mit seinem robusten Fahrrad. Es war verblüffend, ganze Dielenbündel und ausgewachsene Türblätter ließen sich mit Muskelkraft bewegen. Kurz darauf standen die ersten Tische der Serie Kopenhagener #13 in den Wohnküchen der ersten Kunden. Bald wurde der Keller zu eng, die ersten Flächen in einer Werkstatt mussten angemietet werden. Erste eigene Möbelserien entstanden. Das Programm lieferbarer Möbel und Einzelanfertigungen wurde breiter: Sideboards, Beistelltische, Vitrinen. Es war verblüffend, was alles aus Abfall entstehen konnte.

Neben dem Anspruch, eine Bandbreite von Designanforderungen zu erfüllen – von klassischen bis zu avanciert-modernen Entwürfen –, waren die Tischmöbel von Anbeginn darauf angelegt, durch demontierbare Tischbeine leicht versendet werden zu können. Bald gingen die ersten Tische und Bänke auf die Reise nach Zürich und Hannover, nach Juist und Hamburg. 2015 dann gründete er eine Firma: GEYERSBACH. recycled furniture. Mit einem eigenen Markenauftritt, mit einer eigenen Webseite, mit einem kleinen Showroom. Das fühlt sich bis heute gut an. Noch besser fühlt es sich an, nachts auf dem Heimweg von der Bornholmer Hütte in einem Container ein Bündel Dielen in Toskana-Mint oder eine Kammertür eines seltenen Muschelgrau zu spotten. Und zu wissen, dass daraus in ein paar Tagen ein neues ungewöhnliches Objekt nachhaltigen Möbeldesigns in die Welt treten wird.