Mit »Der gesammelte Joest« legt Anne Haeming eine besondere Biografie des Ethnologen vor. Ohne chronologische Erzählreihenfolge und kapitelweise mit Fokus auf ein Objekt, dass für Joest zentral war und uns Einblick in verschiedene Facetten seines Lebens und seiner Motivation gibt, ermöglicht Anne Haeming einen neuen Zugang zur Debatte über Ethnologie, Dekolonisierung, Erinnerungskultur und die Verantwortung für kulturelles Erbe. Wir nähern uns diesen Themen weniger über die Museen oder die Theorien, sondern über den Menschen, Ethnologen und Autor Wilhelm Joest.
Ergänzt wird diese Biografie durch den Sammelband »Aus Indien nach Santa Cruz durch die Ethnologie«, herausgegeben von Carl Deußen und Anne Haeming. Dieses Buch versammelt u. a. wissenschaftliche Aufsätze, Tagebuchauszüge sowie ausführliche Reisereportagen. Die Texte erlauben nachzuvollziehen, wie Ethnografie in Ethnologie übergeht, wie das Einsammeln von Objekten und Informationen in Analysen, Kategorien, Definitionen mündet. Durch das große Spektrum an Textgattungen wird sichtbar, wie sich Joests Stimme im Laufe seiner Karriere entwickelt und wie er kontinuierlich an die Grenzen seiner Weltsicht stößt.
Anne Haeming, *1978, hat über 20 Jahre lang als Kulturjournalistin gearbeitet. Sie hat in Postcolonial Literature promoviert und fokussiert sich auf Provenienzforschung und Museumsarbeit, 2021–2023 als Teil des Joest-Forschungsprojekts für das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum. Sie lebt in Berlin.
Carl Deuten, *1992, studierte Liberal Arts am University College Freiburg und Museum Studies an der Universität Amsterdam. Seine Forschung beschäftigt sich mit der Rolle von Affekten in der kolonialen Ethnologie und den Dekolonialisierungsprozessen im ethnografischen Museum der Gegenwart.
Donnerstag, 29. Juni 2023
REH@geyersbach, Kopenhagener Straße 17, 10437 Berlin
Einlass: 19:30 Uhr, Beginn: 20:00 Uhr
Eintritt: 5 Euro