Daniel ist ein böser, alter Mann, der besonders schlechte Laune bekommt, als er feststellt, dass er gerade verstorben ist. Wie das passieren konnte und wo er sich jetzt befindet – Daniel hat keinen Schimmer. Schreibend versucht er, das letzte halbe Jahr seines Lebens zu rekonstruieren. Das ist nicht einfach, weil er dauernd auf Irritierendes stößt. Kann es sein, dass es seine Jugend überhaupt nicht gab? Darauf deuten Indizien hin, die der Erzähler mit Hilfe der „Methode Cooper“ findet, die ihm sein Psychiater, ein fanatischer David-Lynch-Bewunderer und Twin-Peaks-Fan, empfohlen hat. Aber wieso muss sich dazu Spandau in Kalifornien verwandeln und die Krumme Lanke in den Pazifik? Wie können Berliner Dadaisten wie Richard Huelsenbeck, George Grosz oder John Heartfield vom Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts weiterhelfen? Und wer sind die verdammten Blutschwammkinder, die offenbar verhindern wollen, dass Daniel hinter des Rätsels Lösung kommt?
Christian Y. Schmidt (Peking / Berlin / Bielefeld) hat nach einem Polit-Sachbuch („Wir sind die Wahnsinnigen), der großen China-Reiseerzählung „Allein unter 1,3 Milliarden“ und diversen Satiren (“Bliefe von dlüben“) seinen ersten Roman geschrieben, der in Berlin, Hongkong, Amerika und Ostwestfalen spielt, und bei dem nur feststeht, dass an jedem Satz zu zweifeln ist. Die Kritik zeigte sich von dem Debüt nahezu einhellig begeistert. „Als ob die Ideen aus einer endlosen Konfettikanone zünden“, befand Anne Haemig auf „Spiegel online“, und ergänzte, das Buch „gehört zum wunderbar Verschrobensten, was man derzeit zu lesen bekommt.“ Annette Walter fühlte sich in der „Jungle World“ “an die Beat-Prosa Jack Kerouacs erinnert oder an den harten Jargon eines Jörg Fauser“. Der Film- und Kulturkritiker Georg Seeßlen urteilte im „Freitag“: „Christian Y. Schmidts postdadaistischer Roadtrip ist das Gegenteil von
Bescheidwissen, Rechthaben, Sinnstiften und Ordnungschaffen. Mehr an literarischer Revolte ist derzeit nicht denkbar; Schmidt hat’s riskiert – und gewonnen.“ Schließlich widmete Dietmar Dath dem „Der letzte Huelsenbeck“ in der „FAZ“ fast eine ganze Seite. „Schmidts tolles Buch ist eine Neuigkeit, die von einer alten, sehr guten Idee spricht: Erzähldichtung ohne Getue.“ Ein „Glanzstück.“
Mikrofonsommelier: Martin Kaluza
25. Oktober 2018, 20 Uhr, Eintritt: 7 Euro.